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Samstag, 21. April 2012

"Bühne für Menschenrechte" im Bremer Schlachthof

(Bremen) Das Dokumentar-Theaterstück „Die Asyl-Monologe“ sind schon vor über 10.000 Zuhörer vorgetragen worden. Gestern im Turm des Kulturzentrums Schlachthof, in der Theaterwerkstatt, lauschten hochinteressiert ca. 90 junge Zuschauer die im Netzwerk organisierten Monologe. Kolja Unger vom Verein „Bühne für Menschenrechte“ verkündete das gleichzeitig eine Vorstellung in Berlin stattfinden würde, daher könne Regisseur Michael Ruf nicht anwesend sein. Eine traurige und Mut machende Erfolgsgeschichte.
Auf den Bühnenhintergrund ist ein Satz projiziert: „They are dancing and singing“ Es ist der erste Satz der englischen Übertitel die die Monologe begleiten für das englischsprachige Publikum. Es könnte auch eine Erinnerung daran sein, dass Asylbeantragende Menschen sind, die ihre sozialen Bindungen aufgaben und ihre Kultur verließen. Werden sie jemals wieder tanzen und singen können? Wenn man die Lebensbeschreibungen von Ali, Safiye und Felleke hört, wie sie über Jahre, gar Jahrzehnte auf der Flucht, und auf der Suche nach Asyl, einer neuen Heimat oder auf die Gelegenheit der Rückkehr hoffen, kommen einem schwere Zweifel.
Die Monologe beginnen damit zu erzählen wie die drei Einzelschicksale aus unterschiedlichen Ländern sich in Sicherheit bringen mussten. Schon da bekommt man Zweifel daran, dass Regierungen sich für das Wohl der Bevölkerung einsetzten. Ganz offensichtlich sind es immer Gruppierungen die ihre politische Macht ausspielen in der ein einzelner Mensch nichts zählt. Das ist auch eine Parallele zur BRD. Die Konsequenz, dass man um sein Leben fürchten muss ist hier nicht so gegeben wie in Togo, der Türkei, Äthiopien oder vielen anderen Ländern. Der nächste Punkt ist die Konfrontation der Asylsuchenden mit der deutschen Bürokratie. Die Dauer der Verfahren, die Schikanen derer sie ausgesetzt sind, das entgegengebrachte Misstrauen, die Einschränkung der Bewegungsfreiheit, unmenschliche (unchristliche) medizinische Versorgung, der Schlangenfrass in Unterkünften, die asozialen Zustände und, und, und sind keine Tugenden auf die die BRD in der Welt stolz sein darf.
Die drei professionellen Schauspieler werden von dem Verein „Bühne für Menschenrechte“ in einem Netzwerk engagiert. Durch die Theaterform versuchen sie eine größere Öffentlichkeit zu erreichen. Und das scheint zu funktionieren. Der kleine Theaterraum war brechend voll. Nach einer Pause folgte ein Podiumsgespräch mit Ali Toure und anderen. Fast alle sind wieder den Turm heraufgestiegen um teilzunehmen. Eine afghanische Rechtsanwältin spricht über ihre Erfahrungen mit den Ämtern in der BRD. Ali Toure berichtet von einem Besuch in Togo und wie er um Haaresbreite der Polizei entkommen konnte. Hier in Deutschland organisiert er sich mit anderen um den Repressalien, die mit langen Arm aus seiner Heimat auch hier wirken, zu begegnen.  Das Publikum beteiligt sich: Eine Frau schlägt vor das Freiwillige eine große Hilfe leisten könnten, wenn sie Asylbewerber auf Behördengänge begleiten würden. Dann würden sich die Beamten nicht mehr gar so abweisend verhalten. Weniger Schikane sei zu erwarten.
Eine Frau bringt es dann auf den Punkt. Sie hat ähnliche Erfahrungen erlebt, wie Safiye aus den Monologen. Was ihr am meisten geholfen hat war Mitgefühl, von Menschen die das Herz am rechten Fleck haben und „aktiv“ werden. Aktiv werden kann man z.B. in dem man die „Asyl-Monologe“ in einer anderen Stadt zur Aufführung bringt. Kontakt und Info gibt es auf der WEBSEITE der BfM. Ali, Safiye und Felleke sind keine Opfer. Sie haben ihre Stimme in der Heimat gegen Unrecht erhoben und haben sie nicht wieder gesenkt. Felleke hat einen Menschenrechtspreis bekommen, Safiye ist Mutter von einem Sohn und einer Tochter. Es sind Menschen die ein starkes Anliegen haben, die einen respektablen Mut aufgebrachte haben, die ein Recht auf humanitäre Behandlung haben.
An der hinteren Bühnenwand ist immer noch der letzte Satz der englischen Übersetzung eingebelndet: „Thank You for Your attention“. Sind wir es nicht die sich bedanken dürfen, dass uns gezeigt wurde wie unser Rechtsstaat mit Menschen umspringt, unsere Heimat in der wir leben?

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