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Samstag, 22. September 2012

Hartmut Wiesner im Künstlerhaus Jan Oeltjen


(Jaderberg) Folgt man der Beschilderung zum „Künstlerhaus Jan Oeltjen“ in die Bahnhofstr. 4 erscheint der kleine Ort gleich viel größer. Das Backsteinhaus an der Straßenecke bietet im Untergeschoß einen kleinen einladenden Ausstellungsraum mit überraschend viel Ausstellungsfläche. Zur Eröffnung von Hartmut Wiesners Malerei ZEICHNUNG Skulptur drängen sich die Menschen interessiert vor den Bildern. Die Ausstellungen im Künstlerhaus werden stets mit großer Sorgfalt und Leidenschaft ausgerichtet. Dabei muss man das ehrenamtliche Engagement der Betreiber hervorheben, welches dafür sorgt, dass anspruchsvolle Kunst im ländlichen Raum einen beachtlichen Platz bekommt.

Kunst ist (unter anderem) das offensichtlichste Kulturmittel um den überhaupt wichtigen Fragen der Menschheit nach zu spüren: Was hält unsere Erlebniswelt zusammen, was gibt unserem Dasein Bedeutung - wenn nicht der Mensch selbst. Hartmut Wiesner scheint nicht auf eine schnelle Antwort erpicht zu sein. Seine Sujets sind das graben nach Verständnis, sind Zwischenberichte sind Atempausen auf einem langen Weg durch sein künstlerisches Schaffen. Die Bilder und Skulpturen sind die Innenschau eines Mannes der sich offensichtlich intensiv mit der Frage beschäftigt: „Wer bin ich?“

Der 1944 geborene Wiesner begann 1965 sein Studium der Kunstgeschichte und Philosophie in Hamburg. Seit dem hat er ein weit verzweigtes und produktives Kunstschaffen gezeigt. Zahlreiche Reisen zählen dazu, Filmproduktionen, Lehraufträge und Kontakte zu bekannten und sehr bekannten Künstlern. 

Wenn man den Katalog zur Ausstellung durchblättert entdeckt man schnell, dass es Hartmut Wiesner wohl kaum um die Wahl der genutzten Materialien geht. Mitunter scheint er irgend etwas zu verarbeiten was gerade in greifbarer Nähe ist. Seine Werke sind auch keine Ode an die Schönheit oder einer harmonischen Ebenmässigkeit. Vielmehr sind sie ein Abbild geistiger Prozesse auf mehreren Ebenen gleichzeitig. Die Welt und der Mensch sind komplexe Systeme deren Funktion und Bedeutung wir alle noch lange nicht verstanden haben. Ein großes mutiges Eingeständnis.

Hartmut Wiesner: Malerei ZEICHNUNG Skulptur ist noch bis zum 04.11.2012 im Künstlerhaus Jan Oeltjen zu sehen. Die Ausstellung ist von Fr. bis So. 15:00 bis 18:00 geöffnet oder nach telefonischer Vereinbarung unter 04454 - 8229. Der Eintritt ist wie immer im Künstlerhaus kostenlos. www.jan-oeltjen.de 

Samstag, 15. September 2012

Schreiben als Zusatzeinkommen


(Wanna) Seit dem das Internet Millionen Usern die Gelegenheit bietet sich schriftlich auf Blogs und anderen Plattformen zu äußern, ist der Informationsaustausch radikal gestiegen. Wer nicht nur beiläufig seine Meinung in Form von privaten Artikeln zum besten geben will, kann darüber nachdenken sich etwas mit ernsthaftem Journalismus zu verdienen. Allerdings ist es ein deutlicher Schritt aus dem privatem Chatroom herauszutreten um in professioneller Weise zu schreiben. Mit dem Buch von „Isenberg/Maxeiner - Karriere mit Schreiben“ aus dem Pietsch Verlag von 1985 in der 1. Auflage hat man ein antiquarisches Werk das überraschend viele Tips bietet um die Grundlagen als selbständiger Schriftsteller zu lernen. Natürlich hat sich in den 27 Jahren seit dem das Buch erschien vieles getan. Dennoch findet man viele bedenkenswerte Anregungen. Denn das Buch wurde an der Schnittstelle zum EDV-gestütztem Journalismus geschrieben. So kommt man in den Genuss das alte handwerkliche und den Beginn der Cumputerzeit in diesem Beruf kennen zu lernen.

„Das praktische Handbuch für den geschäftlichen Erfolg“ lautet der Untertitel und verspricht damit nicht zu wenig. Über allgemeine Themen wie: Motivation; Auswahl von Themen über die es sich zu schreiben lohnt; Arbeitsmittel/Werkzeug; Berufsauffassung und Recherchearbeit, gibt es auch Auskunft über Ethik eines Journalisten bei der Beschaffung von Informationen. Man findet praktikable Wege wie man seine Texte anbietet und noch dazu eine, wenn auch nicht mehr ganz zeitgemäße, Einschätzung was so in der Branche gezahlt wird. Dazu kommen Vorschläge von erfahrenen Schreibern wie man seinen Tag plant wenn man es ernst nimmt. Unternehmerische Gedanken, der Umgang mit dem Finanzamt, betriebswirtschaftliche Überlegungen und vieles mehr runden die Palette der Informationen ab.

Auch wenn man dieses Buch nicht eins zu eins umsetzen kann, wird man in die Lage versetzt viele Entscheidungen zu treffen um mit dem Schreiben Fuß zu fassen. Antiquarisch habe ich bei Amazon und ZVAB ca. 15 Expl. gefunden. ISBN 3-613-50020-5 

Donnerstag, 13. September 2012

Fleischproduktion im Edith-Russ-Haus


Videostill Hörner/Antlfinger
In Zellophan eingeschweißt auf einer Styroporschale finden wir Fleischlappen mit und ohne Knochen. Kein Fell, keine Augen, kein Atem, kein Mist, kein Futter, kein Muh und Mäh, weder ein Kikiräki oder ein stilles Gemümmel gibt auch nur den Hauch einer Vorstellung von welchem Tier das Fleisch stammt. Auch unser Sprachgebrauch gibt keine Auskunft über die Zucht von Tieren, deren Leben - ein Kurzes - das am Schlachttag erlischt. Denn Fleisch wächst nicht, es wird produziert, so wie man Rasierklingen oder Waschpulver herstellt, jedenfalls sprachlich. Der Werdegang vom Futtermais bis zum Sonntagsbraten ist für den Konsumenten so transparent wie ein schwarzes Loch. Das Edith-Russ-Haus für Medienkunst in Oldenburg hat an dem Künstler-Dou Ute Hörner und Mathias Antlfinger ein Arbeitsstipendium für deren Projekt factory/farm (2011/12) vergeben. Morgen am Freitag ist die Eröffnung der Ausstellung.

Das Künstler-Dou beschäftigt sich mit dem Einfluss den Imaginationen auf die reale Welt haben. Sie kombinieren alte Techniken des Bewusstseins mit neuen Technologien, sie verbinden persönliche Visionen mit deren kollektiven Gegenstück. Seit den 1990er Jahren erörtern sie politisch brisante Themen und eröffnen kritische Perspektiven auf die Technisierung unserer Lebenswelt. Ihr gesamtes Werk zeigt sich sehr kommunikativ in Formaten wie 3-D-Animationen, (virtuellen) Dialogen, Puppenspiel-Adaptionen, Soundskulpturen und Videoarbeiten.

Discrete farms - Irgendwo muss das Fleisch doch herkommen, ein über mehrere Jahre angelegtes Projekt, ist in fünf Bereiche geteilt. Das Stipendiumsprojekt factory/farm zieht die niedersächsische Tierindustrie als lokales Beispiel für das Verhältnis zwischen Menschen und nichtmenschlichen Tieren im Computerzeitalter heran. In ihren Recherchen spürten Hörner und Antlfinger medialen Erscheinungen und dem Phänomen der Intransparenz dieser Nahrungsmittelindustrie nach. Von der gemütlichen Eckbank Bauer Kybers Ops Room schaut man sich die grafisch anspruchsvolle Simulation einer 50.000-Hähnchen Mastanlage an. In direkter Nähe steht Kramfors. Aus einer systematisch zerlegten Leder-Couch fertigten sie die Haut eines naturalistisch modellierten Kalbs.

In ihrer aktuellen Videoarbeit treten zwei Hasenpuppen als Alter Ego des Künstlerpaars in einen Dialog über alternative Modelle zum Fleischkonsum. Hörner/Antlfinger bedienen sich dieser Kommunikationsform immer wieder in ihrem Werk. Es ist ihre künstlerische Methode mit der sie Konzepte planen und umsetzen, und mit der sie ihren Gedanken zur Entfaltung verhelfen. Statt Schockbilder entwickeln die beiden absurde Bilder und Installationen, surreale Gegenüberstellungen von Ideen des idyllischen Bauernhofs und der realen Massentierhaltung.

Dream Water Wonderland (2010), Grundlage ist der Schnelle Brüter - das AKW in Kalkar welches heute als Freizeitpark genutzt wird, nimmt die dissonante Kulisse für ein Installations-Ensemble. Diese wird von einer Erzählung begleitet in der energiebedürftige Vogelwesen die absonderliche Synthese aus technischer und biologischer Welt verkörpern. Contact Call (2008) macht in einer zweiteiligen Rauminstallation vergleichbare Überschreitungen technologischer/natürlicher Sphären hörbar. Aus Handyklingeltönen entsteht in dieser Sound- und Klangskulptur ein Wettbewerb der Lockrufe unserer Zeit.

Discrete farms - Irgendwo muss das Fleisch doch herkommen eröffent morgen am 14. 09.2012 im Edith-Russ-Haus für Medienkunst in der Katharinenstraße 23, 26121 Oldenburg. Öffnungszeiten Di.-Fr. 14:00 bis 18:00 und Sa. + So. 11:00 bis 18:00.  www.edith-russ-haus-de