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Sonntag, 15. Februar 2015

Tschick im Schnürschuh

Mutter und Maik © Theaterhaus Schnürschuh
(Bremen) Seit 2010 ist Tschick von Wolfgang Herrndorf ein Kassenschlager. Schon von vielen Staatstheater inszeniert, ist es nun im Theaterhaus Schnürschuh angekommen, und hat bisher kein bisschen Reiz verloren. Auch im Schnürschuh sind bereits einige Vorstellungen ausverkauft. Die vier Schauspieler der Inszenierung gaben mit energischem Körpereinsatz eine turbulente Premiere.

Die literarische Vorlage trifft den Nerv der heutigen Jugend. Es ist nicht nur die Jugendsprache, der hier einen Platz eingeräumt wird. Dieser Jargon gibt einen Einblick in die Verhältnisse wie Schüler untereinander sind, und darüber, welche Fluchtmöglichkeiten sie sich erträumen. Wird man Nerd oder haut man ab? Man kann auch in eine unspezifische aber geleckte Schülermasse aufgehen und ein angepasstes(pisstes) Bürgerkind werden. Mobbing und sozialer(asozialer) Druck ist der Alltag in der Schule. Die Ausgegrenzten Maik und Tschick wählen die Flucht. Die Flucht entwickelt sich zu einer Abenteuerreise, und dabei es ist nicht so entscheidend ob sie nun echt oder in der Fantasie passierte. Das Theaterhaus Schnürschuh lässt diese Frage auch offen, und gibt damit Raum damit sich jeder eigene Gedanken machen kann. Es überwiegen die Szenen des berauschenden Abenteuers. Die Ernsthaftigkeit der beiden Schicksale kommt ehr in literarischer Form zur Geltung. Das Stück, für 14+ inszeniert, bietet eigentlich mehr Tiefe für die Sorgen und Nöte der gezeichneten Charaktere.


In einem erzählerischem Stil geht es schnell durch die Geschichte. Familientragik, Schulzwang, Liebesnöte werden in einem flotten Tempo gezeigt. Man bekommt schnell ein Gefühl davon, wie es in den Schulen vor sich geht. Und die Schüler, für die diese Produktion gemacht ist, werden sich schnell damit vertraut finden. Es sind die Sprüche, die halben Sätze, die unausgesprochene Verständigung von Leidensgenossen die die Jugendlichen sofort verstehen werden. Sie werden auch rücksichtsvoll darüber hinweg schauen, dass Sprache und Hintergrundmusik oft konkurrierend aufeinander wirkten. Trotz allem ist die Inszenierung jugendgerecht aufgestellt. Mit den gut gewählten Videoclips wird eine Raumweite geschaffen die eine Idee für das Leben ausserhalb der Theaterrealität erahnen lässt. Einigen poetischen Szenen und das rasante Spiel runden die Inszenierung ab. Allerdings wünscht man sich schon, die Regie hätte eine klarere und entschlossenere Linie verfolgt. Denn 14jährige Jugendliche können durchaus konkreter an die Themen herangeführt werden, von denen sie selbst betroffen sind.

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