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Sonntag, 22. Februar 2015

Vanaev nimmt neuem Kurs

Lidia Melnikova @ Heiko Sandelmann
(Bremerhaven) Für das leider ehr kleine Publikum Tanzinteressierter in Bremerhaven war es eine schöne Premiere im Stadttheater. „Drums“ ein Tanzabend von Sergei Vanaev stand ganz um Zeichen von Rhythmen - eine erfrischend andere Bewegungssprache, die man von ihm nicht erwartet hätte.

Im Hintergrund der Bühne werden reduzierte Grafiken eingeblendet, davor beginnen die Tänzer mit einer belustigenden Einführung wie einzelne  Trommeln durch den Körper gezeigt werden können. Von dieser ehr pädagogisch gefärbten Weise ging es schnell zu den anderen Tanzstücken. In ca. 65 Minuten folgen 17 einzelne kleine, aber intensive Choreografien aufeinander. Dabei war es eine Freude zu sehen, dass in der Bewegungssprache eine Entwicklung zu etwas neuem statt gefunden hat. 

Aus den einzelnen Stücken stachen zwei besonders hervor. Nach der Musik von Olaf Satzer (Ocean´s Eleven) tanzte Joshua Limmer ein Solo. Dem vorausgeschickten Zitat von Novalis, nach dem „Jahreszeiten, Tageszeiten, Leben und Schicksale … rhythmisch, metrisch, taktmäßig“ seien, schuf Limmer genau dafür ein Bild der Bewegung. Eine Harmonie, aus Regelmäßigkeit der Musik, und Dynamik, die aus dem menschlichen Organismus kommt, vereinte er eine Gesamtheit in der Widersprüche sich aufheben. Zur Musik von David Maslanka (For Pretty Alison) ließ Lidia Melnikova einen vergleichbaren Kosmos entstehen, in dem keine Zweifel sind. Doch über die Abwesenheit von Zweifel geht die selbstverständliche Hoffnung, ein Sehnen das bekanntlich jeden Menschen bewegt. Diese Hoffnung entsteht wenn Harmonie mit beseeltem Wunsch einhergeht. Lidia Melnikova hat diese Momente, diese äußerst seltenen, mit großer Leichtigkeit gezeigt.

Es wären da noch andere Stücke anzuführen, warum der Abend ein Erlebnis war. Z.B. Restless von Rich O´Meara interpretiert von Jessica De Fanti Teoli und noch einmal Joshua Limmer oder The Juju Orchestra mit This is not a Tango interpretiert von Cristina Commisso und Shang-Jen Yuan.

Den Wandel in der Choreografie hin zu einem ausdrucksstärkerem Ballett kann man nur begrüßen. Man wünscht sich zwar noch eine entschiedenere Liebe zur Präzision und im Ausdruck weniger Sportlichkeit. Doch die Fülle neuer Potentiale ist bereits eine gute Basis auf dem Weg nach Innovation. Vanaev ist ein sehr erfahrener Choreograf, der vor allem die Kunst beherrscht mit sehr kurzen Bildern sein Publikum zu begeistern. So entsteht ein Ballett wie ein Morsealphabet, beim dem jedoch der Wunsch nach dem Klartext offen bleibt. Man darf wieder gespannt sein, wie sich der Tanz in Bremerhaven modernisiert, vielleicht sogar neu erfindet?!

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