Inh. Friedo Stucke, Kastanienbogen 8 in 21776 Wanna  eigene.werte@t-online.de

Donnerstag, 30. April 2015

Katalogpräsentation in der Kestnergesellschaft »FORT.works«

Künstlerinnenkollektiv "FORT" vor "Somebodies"
(Hannover) Der druckfrische Ausstellungskatalog des Künstlerinnenkollektivs FORT wird am Donnerstag den 7. Mai 2015 um 19 Uhr gefeiert mit Torte, Sekt und ihren Lieblingsliedern. Die Künstlerinnen sind anwesend.

Seit dem 28. März präsentiert die kestnergesellschaft eine sehr gut rezipierte Ausstellung der Künstlerinnengruppe FORT noch bis 25. Mai 2015. Das Kollektiv FORT bewegt sich wie ein Seismograf durch unsere Alltagswelt und spürt dabei gesellschaftlichen, politischen und wirtschaftlichen Ereignissen und Entwicklungen nach. So entwickelte FORT eigens für die Ausstellung »Shift« zwei neue Arbeiten, die neben der raumgreifenden Installation »Leck« (2012) und dem Video »The Calling« (2014) erstmalig im institutionellen Rahmen zu sehen sind. 

Der Ausstellungskatalog »FORT. works« erscheint im Snoeck Verlag (Köln) und enthält zahlreiche Abbildungen, sowie ein Essay von Kuratorin Lotte Dinse auf Deutsch und Englisch. Der Bildband im Format 23 x 31 cm umfasst 168 Seiten und kostet 32 Euro.

FORT sind Alberta Niemann (*1982 in Bremen) und Jenny Kropp (*1978 in Frankfurt am Main). Seit 2008 realisieren sie Installationen, Performances und Videoinstallationen (bis 2013 mit Anna Jandt, *1980 in Bremen). Ihre Arbeiten waren bereits im Kunsthaus Dresden (2013), im Neuen Museum Weserburg, Bremen (2009) und in den KW Berlin (2008) zu sehen. Sie waren u.a. an Gruppenausstellungen in der Bundeskunsthalle Bonn (»Andere Räume« 2012) und in den KW Berlin (»One on One«, 2012) beteiligt. 


Die Veranstaltung ist im regulären Eintrittspreis enthalten. KESTNERGESELLSCHAFT

Mittwoch, 29. April 2015

5 Jahre im Schnürschuh - Gut gegen Nordwind

(Bremen) Der Roman von Daniel Glattauer, für die Bühne bearbeitet von Ulrike Zemme und Daniel Glattauer, hat das Publikum Interesse behalten. Das Stück „Gut gegen Nordwind“ steht nun schon seit 5 Jahren auf dem Spielplan vom Theaterhaus Schnürschuh im Buntentorsteinweg.

Ein einziger falscher Buchstabe lässt Emmi Rothners Mail irrtümlich bei Leo Leike landen - und so erlebt der Zuschauer, wie sich die Homepage-Expertin und der beziehungsgeschädigte Kommunikationswissenschaftler näher kommen; so entsteht eine ganz besondere Brieffreundschaft im Internet-Zeitalter. Leo: „Schreiben Sie mir, Emmi. Schreiben ist wie küssen, nur ohne Lippen. Schreiben ist küssen mit dem Kopf“. Erstaunlich, wie wenig Worte notwendig sind, um Leidenschaft zu entfachen. Sie müssen nur richtig gewählt sein und zur rechten Zeit ankommen.

Regie: Kurt Wobbe. Mit Claudia Seidel, Frank Stuckenbrok INFO SCHNÜRSCHUH HB

08. Mai 2015 um 20.00 Uhr – 5 Jahre „Gut gegen Nordwind“, weitere Vorstellung am 22. Mai 2015 um 20.00 Uhr

Dienstag, 28. April 2015

Landesbühne tauft TheOs

(Wilhelmshaven) Das Kind hat einen Namen: Das neue Studiotheater der Landesbühne Niedersachsen Nord heißt „TheOs“ – Theater im Oceanis. Investorin Angelika Reichelt und Landesbühnenintendant Olaf Strieb haben das neue Theaterstudio am Bontekai getauft. Auf die Studiobühne in der Rheinstraße 91 folgt damit das „Theater im Oceanis“.

Die Bauarbeiten in dem ehemaligen Unterwasserkino sind in vollem Gange. Eröffnung ist am 13. Februar 2016 und das erste Stück auf neuen Brettern steht auch schon fest: „The Fantasticks“ – ein Musical, das als Off-Broadwayshow in New York 42 Jahre lang das Publikum begeisterte. Intendant Strieb selbst wird es inszenieren.
Wie in der Rheinstraße gibt es auch im „TheOs“ 99 Sitzplätze. Allerdings steigen die elf Zuschauerreihen steiler an als bisher und ermöglichen so von jedem Stuhl aus einen idealen Blick auf die Bühne. Die ebenerdigen Fensterfronten lassen sich komplett öffnen. Dem Zuschauer kann so in der Pause der direkte Zugang zur Flaniermeile Bontekai ermöglicht werden.


Strieb legt großen Wert darauf, dass „die heimelige und intime Studioatmosphäre“ erhalten bleibt. Der neue Hinterbühnen-Bereich wird theatergerecht ausgestattet mit Garderoben, Lagerkapazitäten und dergleichen mehr. Der gemeinsame Eingang von Gastronomie und Theater wird barrierefrei, ebenso die sanitären Anlagen. Für den Gastronomiebetrieb ist auch schon ein Betreiber gefunden. Für Olaf Strieb geht mit dem „TheOs“ ein Traum in Erfüllung: „Jeder Intendant möchte einmal in seiner Laufbahn ein neues Theater eröffnen.“

Internationales Tanzerlebnis im Lichthof Theater

DWC-PACK by Greg Blackmon, Shaffer and Vernon © by Cuinn Wharton
(Hamburg) Anfang Mai prickelt es im Lichthof Theater! Mit DanceWorks Chicago (DWC) und dem Bundesjugendballett (BJB) sind zwei hochrangige Tanzkompanien zu Gast um dort gemeinsam zu arbeiten und zu produzieren. Das Lichthof Theater zeigt sich als Ort für experimentelle Begegnung auf internationalem Niveau und verbindet dabei die OFF-Theaterszene mit dem Genre Ballett, was gewöhnlich dem Bereich der Hochkultur zugeordnet wird. Das Publikum kann in zwei offenen Proben hautnah miterleben, wie DWC und BJB im Zuge konkreter, gemeinsamer Arbeit unterschiedliche Formen und Herangehensweisen an den Tanz miteinander entdecken.

Eine Woche lang proben das BJB und DWC am Lichthof Theater und kommen so zu einer gemeinsamen Kreation: „Outside of the Box - A Dance Journey“. Die zwei Tanzkompanien sind sich in ihrem Mut zu neuen künstlerischen Konzepten und in ihren Wertvorstellungen über dem Tanz sehr ähnlich. Eine enge Bindung zum Publikum und die Nähe der Kunst zu den Menschen sind beiden Gruppen zentrale Anliegen.

Der Austausch bietet den Ensembles die Möglichkeit, durch Trainings, Mentorship, kreative Zusammenarbeit und gemeinsame Auftritte ihre Perspektive auf den Tanz miteinander zu teilen. Die Leidenschaft, die DWC und das BJB für den Tanz mitbringen, macht ihre Kunst auch zur Begegnung mit dem Publikum, und wirkt auf eine globale Tanzgemeinschaft hin. „Outside of the Box“ ist eine einzigartige Möglichkeit, Künstler von internationalem Format in Kollaboration mit dem großartigen Bundjugendballett zu erleben.

Offene Proben sind am 05. + 06.Mai jeweils um 16:00. Der Eintritt zu den offenen Proben ist frei. Eine Anmeldung wird erbeten da maximal 50 Plätze zur Verfügung stehen. 

Premiere ist am 09.Mai um 20:15. Weitere Vorstellungen am 10.Mai um 15:00 und 18:00. Tickets: lichthof-theater.de

Sonntag, 26. April 2015

„Endlich Kokain“ - Sprungbrett ins Leben

Matthieu Svetchine © by Jörg Landsberg
(Bremen) Der Roman von Joachim Lottmann „Endlich Kokain“ ist ein Weckruf an die Lethargie. Gestern war die Premiere der Roman-Dramatisierung im ausverkauften Kleinen Haus am Theater Bremen. Die gestaute Energie in uns allen, der Frust mit dem wir uns arrangiert haben hinterlässt ein riesiges Potential für Lebensfreude. Doch wie befreien wir uns aus dem Koma? Der Roman und die Inszenierung handeln von der mächtigen Anstrengung die nötig ist, um uns wieder ins leben zu stürzen. Und für den Protagonisten bedeutet es alles zu geben, auch wenn es sein Leben kosten wird.

Zwischen Szene und Publikum hängt eine hauchdünne durchsichtige Spiegelfolie. Das Publikum betrachtet sich beim Einlass selbst. Und wie eine Metapher die zum Charakter von Kokain Süchtigen passt, springt plötzlich in der ersten Reihe eine Person auf und ruft durchs Theater - winkt zu den hinteren Reihen: Sie hat Verwandte entdeckt, begrüßt sie rufend, den Ort, den Anstand, die Peinlichkeit, die Öffentlichkeit missachtend. - Was macht der Stoff aus uns? Er öffnet die Schranken, die eine gebotene Zurückhaltung für ein funktionierendes Zusammenleben erfordert. Man fühlt sich befreit und berufen, sich direkt und persönlich auszuweiten, mitzuteilen, zu leben - ungezwungen und natürlich. Allerdings führt die Sucht auch zu der überheblichen Einschätzung das Recht zu haben alles zu tun, was man im jeweiligen Moment will. Es führt zu Arroganz, zu übertriebenem Egoismus, und man verliert den Kontakt zu den Referenzen an die reale Umwelt, von der man sich immer weniger verstanden fühlt. Doch wie groß fühlt sich die notwendige Bewegung an um aus geronnene Zustände herauszutreten?

Die Roman-Vorlage von Joachim Lottmann „Endlich Kokain“ stellt ein Bild in den Mittelpunkt die diese Wirkungsweisen aufgreift und in vielen Facetten spiegelt. Ein übergewichtiger Mann über 50 hockt in seiner aufgestauten Lebensenergie teilnahmslos am Ende der Sackgasse seines Lebens. Dann entdeckt er Kokain als Mittel Körpergewicht zu verlieren, aktiv zu werden. Der Bezug der Droge lässt ihn in eine Welt eintreten die durch den Konsum und den oben beschrieben Wirkungsweisen gekennzeichnet ist. So wie sich im Antiquariat verstaubte Leseratten verpuppen, man im Aldi Leute findet die Aldi sind, im Tabakwaren Geschäft Raucher trifft, so ist die Welt der Kokser anfänglich zwar neu, doch schon sehr bald der Ort an dem man Gleiche unter Gleichen findet. Joachim Lottmann trumpft hier mit einer unendlichen Liste prominenter Namen auf, die (vermutlich) alle mit Kokain in Verbindung gebracht werden können. Koks ist teuer, verändert die Psyche und Physis des Konsumenten nur schleichend, wodurch die Droge auch im engen Bekanntenkreis leicht geheim gehalten werden kann. Optimal für Leute die im Rampenlicht stehen.

Matthieu Svetchine, Gabriele Möller-Lukasz, Pola Lia Schulten © by Jörg Landsberg
Ein raffiniertes Regiekonzept stellte Pedro Martins Beja auf. In einer vielschichtigen Art zeigt er das Erleben der Droge aus der Sicht des Protagonisten Stephan Braum; beeindruckend charakterlich dargestellt von Matthieu Svetchine. Svetchine gibt eine konkrete Innenschau vom phlegmatisch Resignierten, dem erwachenden Mittfünfziger, dem berauschten Zweiten-Frühling-Geniesser, dem im Kokain-Kosmos etablierten Realitätsfälscher und zuletzt dem im Rausch scheiternden Suchtopfer. Die Inszenierung hat einen Schwerpunkt auf den Blickwinkel. Hier wird eine Brücke geschlagen von den Darstellungsmöglichkeiten des Films zum Theater. Im Film kann man in nahezu realistischem Erleben Zeitgeschwindigkeiten beeinflussen, und durch den POV (Point of View) unmittelbare Reaktionen erzeugen/bewerten. Was Theater vom Film aber trennt, ist die Schnitttechnik und den unverzüglichen Wechsel von Bild zu Bild. Pedro Martins Beja schafft hier eine Verbindung, in dem er wie z.B. vergleichbar mit einem Splitscreen Bilder nebeneinander zeigt. So sieht man wie Braum auf der Bühne in die Kamera spricht, und zusätzlich ein Close up in einer großen Projektion am Bühnenrand. Bühnentotale und delikate Reaktionen stehen ergänzend nebeneinander. Diese Form nutzt er auch für Dialoge, insbesondere im reaktion shot, der auf der Bühne in seiner Unmittelbarkeit/Gleichzeitigkeit unmöglich ist.

Drei in weißem Latex gekleidete Frauen, einem griechischem Chor gleich, führen durch die Geschichte. Sie sind stellvertretend für unterschiedliche Personen mit denen Braum zu tun hat. Sie tauchen wie aus dem Nichts auf, sprechen von der Bühne, aus dem Off oder in eine der vielen Kameras. Sie sind die Geister in der verkoksten Welt Braums, sie sind der innere Dialog Braums, sie sind konkret irreal und manifestieren die Verschiebung von Braums Erlebniswelten. Die Bühne ist im Erleben verortet. Gegenlicht zeigt manchmal nur Silhouetten, die Spiegelfolie an der Rampe ist wie ein Schleier in eine andere Welt, die Musik dröhnt schon mal martialisch wie im Kino, und mit den Mikroports kommt die Sprache wie aus einer fernen Galaxy mit Übertragungsschwierigkeiten wegen psychologisch bedingter Wurmlöcher. 

Eine sehr intelligent gestaltete Inszenierung die dem Spannungsfeld von Kokainrausch und normaler Tristesse beeindruckend erzählerischen Raum gibt. Lediglich der etwas prosaische Prolog und das ausufernde Schlussbild hinterlassen einen Eindruck von Länge. Mutiges Theater für ein modernes aufgewecktes Publikum. Thema und Inszenierung lassen eigentlich keinen Zweifel: „Endlich Kokain“ wird auch in ein/zwei Jahren im Kino zu sehen sein.


Weitere Termine für Endlich Kokain nach dem Roman von Joachim Lottmann sind am 30. April, 11. und 28. Mai jeweils um 20:00

Dienstag, 21. April 2015

"Kultur-News 009" Das neue Heft ist da

(Wanna) Installationen ist das Thema der aktuellen Ausgabe der Kultur-News 009. Das Magazin ist in Bremerhaven am Bahnhof zu bekommen und in der Buchhandlung Mausbuch, in der Hafenstr. 81, 27576 Bremerhaven. Neben dem ausführlichen Produktionsbericht über das neue Stück "Wildwald" vom Figuren Theater Anderland, das am 30.April Premiere im Schlachthof Bremen hat, gibt es auch eine interessante Reportage über das Schattentheater in Lehrte.

Falls die Hefte am Bahnhof und bei der Buchhandlung Mausbuch schon vergriffen sein sollten, kann man das Heft auch direkt beim Verlag (eigene.werte) bestellen. eigene.werte@t-online.de

Machtspiele - brandneue, unerhörte und ungehörte Theaterstücke

Andreas Schnell + Helge Tramsen
(Bremen) So viel steht Mal fest; wenn StückWerk Bremen zeitgenössische Literatur vorstellt gibt es einen sehenswerten Theaterabend. Am Montag gab es die rumänischen Autoren, Gianina Carbunaria von der das Stück „Spargel“ vorgetragen wurde, und von Elise Wilk „Zimmer 701“. Die Herausgeberin Irina Wolf vom Verlag Theater der Zeit sprach einige einleitende Worte.

Ein Spargelstecher in England schiebt durch den Supermarkt und trifft auf den verarmten Pensionär der auf abgelaufene Ware spekuliert. In leidenschaftlicher gegenseitiger Abneigung monologisieren sie, in Vorurteile schwelgend, über den jeweils anderen. Ganz beiläufig kommen die sozialkritischen Bemerkungen zum Vorschein wenn die Monologe ineinander zu einem großen Ganzen verfließen. Obwohl die beiden Charaktere gegensätzliche Standpunkte vertreten, klagen sie aus der selben Quelle vermaledeiter Umstände. Während die beiden auf Preisreduzierung wegen des Verfallsdatums spekulieren, werden sie von einer Horde polnischer Gastarbeiter überrannt, die ihnen die Angebote vor der Nase weg schnappen.

Ulrike Knospe + Angela Weinzierl
Im Hotelzimmer 701 sieht man zwei unabhängige Szenen. Einmal kommt da die ältere Chefin mit der jungen Angestellten. Die Ältere ist deutlich angetrunken, und versucht - nicht ungeübt - eine intime Annäherung bei der untergebenen Kollegin. Als diese sich schockiert zeigt und die Avancen strickt von sich weist, gerät die Ältere in Erklärungsnot und versucht sich mit einem Geflecht aus Lügen von Scham und Versagungsängsten aus der Affäre zu ziehen. Mit jedem Satz tun sich neue Abgründe zwischen den beiden Frauen auf die von Ulrike Knospe und Angela Weinzierl mit Verve zum Besten gegeben wurden.

In der zweiten Szene im gleichen Hotelzimmer wird es noch einmal skurill. Andreas Schnell, als verlassener Ehemann, hat sich einen Striper aufs Zimmer bestellt, um sich zu „informieren“ wie man sich richtig die Klamotten vom Leibe streift. Damit hatte der Striper, Helge Tramsen, nicht gerechnet, und es wird ihm unwohl zu Mute. Will der gehörnte Ehemann wirklich nur die Technik des Striptease erfahren um seine Frau damit zu überraschen und zurück gewinnen, oder verbirgt sich noch etwas anderes hinter diesem Wunsch? Hotelzimmer bringen immer eine Atmosphäre von Einsamkeit und Trostlosigkeit mit sich. Auf höchst amüsante Weise und mit mutigem Körpereinsatz wurde dieses Flair der Hotelzimmer Gestalten von den Darstellern gezeigt. 


Das kleine klubartige Theaterformat ist eine niveauvolle Einrichtung die in Bremen gefehlt hat. Seit einigen Monaten schon, immer an einem Montag im Falstaff, zeigt StückWerk Bremen einen Einblick in zeitgenössische Literatur. Ein schon fast haptischer Einstieg in aktuelle Texte, die mit Witz und Spielfreude für kurze Momente zwischen den Buchdeckeln heraus gehoben werden. Weitere Termine findet man hier

Sonntag, 19. April 2015

Hauptsache Frei #1 - Freie Theater Szene HH

Hartmut Fiegen, Andrea zum Felde und Thomas Esser (Plan B)
(Hamburg) In der vergangenen Woche fand das erste Festival der Darstellenden Künste Hamburgs „Hauptsache Frei #1“ statt. Von Mittwoch bis Samstag wurde eine Fülle von unterschiedlichen Veranstaltungen in den vier Theater, K3 | Tanzplan Hamburg, Lichthof Theater, Monsun Theater und im Sprechwerk angeboten. Nach einer ersten Einschätzung von Ulrike Steffel aus dem Leitungsteam, wurden die Erwartungen der Besucherzahlen sogar übertroffen. Mit einem gesamten Förderbetrag in Höhe von 180.000,00€ für drei Jahre ist das Budget zwar nicht besonders üppig, jedoch mit viel Einsatz und kreativen Ideen ist ein bemerkenswert intensives und abwechslungsreiches Programm entstanden. Das hohe Engagement wird getragen vom Bündnis für Festivals der freien Tanz- und Theaterschaffenden Hamburgs e.V..

Neben den elf Gruppen die mit Inszenierungen für den Wettbewerb um drei Preise angetreten sind, gab es noch die Bereiche Workshops, Beratung, Diskurse, Freiraum und diverse Extras. Die freie Theater Szene ist aktiv in vielen Sparten: Sprechtheater, Tanz, Performance und die vielen neu entstehenden Kategorien. So zeigt das KBB (Künstlerisches Bedarfs Büro) den künstlerischen Umgang mit all den verwaltungs- und organisatorischen Arbeiten die geschätzte 70% der gesamten Schaffenszeit in Anspruch nehmen. Es entstehen aber auch immer wieder neue Formen die noch keine Kategorie haben. So z.B. cobradogs.cobra die auf einem öffentlichen Platz an der Alster den ersten HHT (Hamburger-Hunde-Tag) zur Performance brachten. Für diesen innovativen Beitrag mit Inhalten wie den Schinken-Mann oder Hundehypnose, Hunde-Fotostudio, Streicheldeinenhundsolangedukannst-Wettbewerb, wurde der Gruppe der Nachwuchspreis verliehen. Ältere Formate, wie die sog. Hildesheimer Schule, war vertreten durch Theater Plan B. Sie zelebrierten aus Anlass des 20 jährigen Bestehens eine Verfallsstudie, und erklärten ihre Theater/Schauspielkörper zu Gammelfleisch. Eine sarkastisch, ironische Selbstanalyse in der gewohnten Weise, bei der sie Fakten sammeln und diese künstlerisch aufbereiten um sie dann in einer schauspielerisch- dokumentarischen Performance aufzuführen. Ein Augenzwinkern auf den Innovationszwang um förderungswürdig zu bleiben war nicht zu übersehen. Man konnte zu der Überlegung kommen, ob die Akteure der freien Theater Szene überhaupt alt und erfahren werden dürfen. Eine Thematik die nach 25 Jahren Freiem Theater schon sehr bald deutlicher zur Sprache kommen wird.

Nach jeder Vorstellung konnten die Zuschauer auf einem Stimmzettel eine Bewertung von 1 bis 5 abgeben. Die Stimmen wurden ausgezählt unter Berücksichtigung der möglichen Zuschauerzahlen, und so wurde ein Publikumspreis ermittelt. Der ging in diesem ersten Jahr an die Kompanie Meyer&Kowski mit der Inszenierung „Nirvana sehen“ in der Regie von Marc von Henning mit Ute Hannig. In dem Stück, das in einem Schulungssaal des Uni.-Klinikums Eppendorf gezeigt wurde, ging es um zwei medizinische Erlebnisse die zu einer Nirvana-Erfahrung führten.

Der Jurypreis ging an das Performance Duett Helen Schröder und Ekaterina Statkus. Sie griffen die Notwendigkeit auf, Referenzschreiben zu organisieren um eine Empfehlung für die Teilnahme an Competitions zu bekommen. Der Preis wurde nach folgenden Gesichtspunkten verliehen: 1. Hohe professionelle oder künstlerische Umsetzung, 2 konzeptionelle-dramaturgische Kohärenz, 3. innovative Ästhetik/Form, 4. gesellschaftliche Relevanz der Thematik, 5. individuelle künstlerische Handschrift und zuletzt Unterhaltungswert. Die beiden Künstlerinnen zeichneten sich durch einen trockenen Humor aus, der in Verbindung mit ihren überraschenden Pointen zu einem hochintelligenten Erlebnis transzendierte. Nach diesem gelungenen Auftakt der Festivalreihe darf man gespannt sein wie sich Hauptsache Frei #2 im kommenden Jahr fortsetzt.  Hauptsache Frei Hamburg

Freitag, 17. April 2015

Die Zeit der Kirschen

Lotte Rudhart + Julian Stierle © by Jörg Landsberg
(Bremen) Samir Akika zeigt mit Unusual Symptoms den Tanzabend „Zeit der Kirschen“ im Theater Bremen. Eine Hommage an den französischen Drehbuchautor, Schauspieler und Regisseur Jacques Tati, der mit nur fünf Filmen und einem nicht realisierten Drehbuch eine bedeutende Figur der Filmgeschichte war.

Tempo, Stil und Witz hätte man nicht besser von der Leinwand auf die Bühne bringen können. Es ist ein erfrischendes Bekenntnis zum Genre Film und zu Tati. Akika und Unusual Symptoms finden eine eigene Form, die sowohl erzählend ist und ebenso die non verbale Kommunikation von Film oder Tanz nutzt. Mit der Leichtigkeit des Slapsticks schwingt es von Szene zu Szene. Auf der anfangs fast leeren Bühne tauchen immer mehr Elemente auf, bis zum Schluss eine futuristische Villa mit Gartenanlage die gesamte Bühne einnimmt.

Frederik Rohn + Paolo Fosse © by Jörg Landsberg
Man muss kein Kenner der Filme Tatis sein um voll auf seine Kosten zu kommen. Cineasten werden allerdings sofort die Referenzen zu seinen Filmen erkennen. Es beginnt mit Tatis Alter Ego Hulot der sich durch die völlig irrsinnige Zuvielisation kämpft um eine Genehmigung von der Verwaltung zu erhalten. Dabei kommt er in Konflikt mit zukunftsweisenden Technik-Spielereien, die wir heute alle als Gott (?) gegeben hinnehmen. Kritik mit einem Lächeln die auch schon Mal eine direkte Verbindung mit dem Publikum herstellt. Mit hintergründigem Humor sprießen futuristische Blüten, erdacht in den 50er und 60er Jahren, die in ihrer Absurdität auch heute noch überraschen. In der bekannten Weise von Akika / Unusual Symptoms ist die life gespielte Musik ein wesentlicher Teil der Aufführung. Der dynamische Dialog zwischen Klangwelt (jayrope, Lotte Rudhart) und dem Ensemble lässt stimmungsvolle Welten entstehen, die zum Teil parallel spielen wie auf einem Split Screen.

Die Ferien des Monsieur Hulot, zeigt erstmals Tatis Alter Ego, einen liebenswürdigen Individualisten mit Hut, Trenchcoat und langer Pfeife, der in einem vergeblichen Kampf mit der modernen Zivilisation und deren Umgangsformen verstrickt ist. In dem Oscar nominierten Drehbuch kommen so gut wie keine verständlichen Dialoge vor. Zum einen gibt der Antiheld keine verständlichen Worte von sich, und zum anderen wollte Tati auf Hintergrundgeräusche nicht verzichten, weil sie als wesentliche Bestandteile der Umwelt unsere Gefühle beeinflussen.

Weitere Vorstellungstermine sind heute Abend um 20:00 Uhr, so wie am 26. 04 um 18:30 Uhr, 02.05. + 19. 05. jeweils um 20:00 Uhr.

Donnerstag, 16. April 2015

Flausen - Young Artists in Residence

(Oldenburg) Flausen, das ist ein Förderprogramm der Forschung für die Bühnenkunst.  Weiterbildung ist in allen Bereichen der Wirtschaft der Normalzustand. In den Wissenschaften wird immer Forschung betrieben, um mit neuen Erkenntnissen und größerem Sachverstand die physische Welt zu erklären, nicht zuletzt um innovative Produkte zu erzeugen, die unser aller Leben betreffen. Seltsamerweise ist diese Art der Qualifizierung im Freien Theater keine Selbstverständlichkeit. Das Theater Wrede+ in Oldenburg hat ein Programm aufgestellt, dass vom Ministerium für Wissenschaft und Kultur Niedersachsen, der Stiftung Niedersachsen, der Stadt Oldenburg und der NORD/LB Kulturstiftung gefördert wird, und den Titel trägt: flausen+ young artists in residence. Mit diesem Programm wird es jungen Theatermachern ermöglicht kreative Forschung zu betreiben um ihren Stil zu finden, kreative Fragen zu stellen und zu ergründen, oder auch neue Theaterformen zu entwickeln. Das Programm bietet den Raum damit sich junge Künstler mit ihren „Flausen“ ernsthaft beschäftigen können.

Für dieses Jahr hatten sich 160 Gruppen beworben, von denen vier ausgewählt wurden. Das Theater Wrede+ stellt den Raum für vier Wochen zur Verfügung sowie grundlegende Requisiten und die Unterkunft für diese Zeit. Ausserdem werden die jeweiligen Gruppen im Forschungsprozess von erfahrenen Theaterleuten betreut die mit Kritik, Impulsen und Dialog zur Seite stehen. Nach vier Wochen zeigen die Gruppen dann einen Zustand, der keineswegs etwas Fertiges sein muss. Denn vor allem die Möglichkeit des Scheiterns soll ihnen die Freiheit geben etwas zu wagen ohne Druck auf ein verwertbares Ergebnis; eine wichtige Voraussetzung für jede ernstzunehmende Forschung.

Am Dienstag war das Making of von flausen #14 zu sehen. Unter dem Arbeitstitel: Wir rufen dich Galaktika, oder: Endlich ist die Hoffnung tot, gaben André Lewski, Lee Meir, Julia Katzer und Ulrich Weller einen Einblick in ihre Arbeit. Dem Initiator dieser Gruppe, der gebürtige Oldenburger André Lewski, beschäftigte die Frage ob sich Konsum und Entertainment in immer gleicher Weise fortschreiben und wie damit umzugehen sei? Soll man die Sehnsucht nach etwas besserem begraben, oder nach Möglichkeiten suchen es anders zu machen. Wenn die Hoffnung zuletzt stirbt, wäre es dann nicht besser sie endlich zu begraben um ein Tor zu öffnen für etwas neues, jenseits von Wirtschaftskrisen, drohenden Weltkriegen und Fremdenhass?

Über verschiedene Formen und theatrale Arbeitsansätze näherten sie sich mit Sprache, Objekten und Improvisationen ihrer Aufgabe. Nach intensiver Beschäftigung bildeten sich stimmige Momente mit denen sie konkret weiter arbeiteten. Der Versuch mit Text zu arbeiten führte dazu das die konkrete Logik übermächtig wurde und zu wenig Möglichkeiten eröffnete. In langen Improvisationen näherten sie sich einer körperlichen Überforderung an, um auf andre Erlebnisebenen zu kommen. „Wir arbeiteten mit allen Sinnen.“ so die Tänzerin Lee Meir.

Nach zwei Wochen intensiver Arbeit sind sie dann auf die Straße gegangen und haben Leute interviewt. Die Antworten waren oberflächlich, unreflektiert und stereotyp. Eine qualifizierte Antwort konnten sie nicht bekommen. Die Leute sind in ihrer kleinen Welt beschäftigt, und betrachten gesellschaftliche Veränderung aus ihrer klein fokussierten Perspektive. Also gingen Sie zurück auf die Bühne und improvisierten die Antworten in überspitzter Form. Das führte wieder zu anderen Improvisationen.


Während des Abends konnten die Zuschauer Fragen stellen um einen tieferen Einblick in Arbeitsweise und Erfahrungen der Gruppe und ihre Forschung zu bekommen. Neben einigen sehr interessierten Besuchern waren auch Winfried Wrede vom Theater Wrede+ und Veit Sprenger von Beat Le Mot, Berlin als Mentoren des Projektes anwesend. Es entstand eine rege Gesprächsrunde, bei der die Künstler einiges wertvolles Feedback erhielten. Die zwei Stunden dauernde Präsentation verging wie im Flug. Natürlich sind für eine derartige Arbeit vier Wochen viel zu kurz. Dennoch zeigen sich André Lewski, Lee Meir, Julia Katzer und Ulrich Weller sehr zufrieden und glücklich diese Chance der Forschung bekommen zu haben. Flausen zeigt einmal mehr wie wichtig es ist auf professionellem Wege innovative Grundlagenforschung auch im Freien Theater zu fördern. INFOS zu FLAUSEN

Montag, 13. April 2015

Vanaev - sportlich berauschendes Ballett

Louisa Poletti + Joshua Limmer "Die Vier Jahreszeiten"
(Bremerhaven) Mit dem Ballett Doppelabend am Samstag zeigte sich einmal mehr, wie gespalten das Publikum auf die Choreografien von Sergei Vanaev reagiert. Auf Adam Zero mit der Musik von Arthur Bliss folgten Die Vier Jahreszeiten von Antonio Vivaldi mit Solovioline von Lea Birringer als Gast. Birringer wird als „neuer Stern am Musikhimmel“ von der Presse gefeiert. Die hochausgezeichnete Geigerin zählt als vielversprechendes Talent ihrer Generation.

Ein wesentliches Element in Vanaevs Choreografien ist die Körperkraft. Ob es Posen sind in denen die Tänzer ihre Muskeln spielen lassen, oder ob es Gesten sind, in denen sie Körpergröße durch gewaltige Streckungen und schwingen der Arme erzwingen; dem feineren Beobachter wird auffallen, dass die Bewegungen mit sportlichem Ehrgeiz zu vergleichen sind, an Stelle von Anmut, Grazie oder gar Bedeutung oder Poesie, eine Körpersprache die Bilder beim Betrachter entstehen lassen könnten. Es wirkt bleiern, schwer und zwingt die Aussage hervor: Leben ist Kampf! - Ist dem so? - Etwas anderes hinterlässt eine gewisse Verstörung: Das ist die Harmonie von Tanz und Musik. Dieses Zusammenspiel ist nur schwer und in seltenen Momenten zu sehen. Zum einen sind die Abläufe so kleinteilig, fragmentarisch wie ein Morse Alphabet, nur das dieses Alphabet ein geheimes zu sein scheint. Andererseits gibt es größere aufeinander folgende Abläufe, die ein Eigenleben neben der Musik haben. Die Musik hat somit oft das Nachsehen, dass sie nicht mit der Choreografie mithalten kann.

Was so entsteht ist scheint wie eine Ästhetik mit ausgetüftelter Logik. Eine sportliche Energie geladene Präsentation physischer Beweglichkeit durch Muskelkraft. Ein Feuerwerk effektiver Ideen, das Dramaturgie gänzlich unter sich begräbt. Es zeigt den Spass an der Bewegung, am Körperlichen; den Rausch für einen Moment. Die Bühne des Großen Hauses im Bremerhavener Stadttheater bietet für diese Show die richtige Technik. Die Stimmungen der Szenen Ausleuchtung mit Farbe und Formen und die lautlose Veränderung von Bühnenelementen schaffen ein verzauberndes Gesamtbild.


Die einen sagen so und die anderen so. Während es signifikante Äusserungen gibt, die sich von der sportlichen Darbietung enttäuscht zeigen, gibt es eine nahezu tobende Fangemeinde die Bravorufe auf die Bühne schleudert. Sind es die Bildungsbürger denen die Kinnlade runterfällt, oder sind es übereifrige Jugendliche denen der Spass im Augenblick reicht um sich unterhalten zu fühlen? Das ca.  zu Dreiviertel gefüllte Haus zeigte sich jedenfalls deutlich kontrovers im Geschmack.

Sonntag, 12. April 2015

Gasanschlüsse in Paris

(Bremen) Im Antiquariat Seitenblick mit angeschlossener Galerie ist derzeit eine kleine aber interessante Foto Ausstellung mit Aufnahmen von Jub Mönster. Die Exponate sind noch bis 02. Mai in der Contrescarpe 45 zu sehen.

Ein kleines unscheinbares ovales Stahltürchen erregte die Aufmerksamkeit von Jub Mönster, als er vor ca. 40 Jahren auf einem Spaziergang eine neu gestaltete Ladenfassade bemerkte. Auf halber Höhe zwischen Gehweg und Schaufensterscheibe befindet sich bei jedem Laden dieser kleine Gaszugang in Paris. Man kann es wie einen störenden Fleck in der Front verkleiden, übermalen oder in die Gestaltung mit einbeziehen. Manches Türchen ist mit Papier oder Pappe überklebt, andere sind hübsch mit einer abgewinkelten Laibung eingeputzt. Dann sieht man wieder ein Exemplar hinter einer Holzverkleidung vorlugen, oder es ist der Blumentopf in einem malerischen Gesamtbild. 

Über die Jahre fotografierte Mönster immer wieder diese Anschlussklappen; es sind schon über 400 Stück die sich da angesammelt haben. Es interessierte ihn zunächst einmal die Klappe selbst, und die unmittelbare Mauerumgebung. Manche hat er sogar über Abstände von mehreren Jahren wieder gefunden. Die Gestaltung um eine Klappe herum mit Bruchmosaik wurde immer weiter getrieben, bis die Klappe fast verschwunden war.  Es ist nicht nur eine Dokumentation, denn die Klappen verschwinden nun nach und nach weil sich eine andere Technik durchsetzt. Jub Mönster ist auch davon überzeugt, er könne eine Kunstgeschichte der letzten 40 Jahre mit diesen Aufnahmen nachstellen. Und tatsächlich findet man in den einzelnen Bildern deutliche Bezüge zu den verschiedenen Kunstrichtungen der letzten vier Dekaden.


Die Ausstellung kann zu den üblichen Öffnungszeiten besucht werden: Mo. bis Fr. von 10-19Uhr und Sa. von 10-16Uhr.

Mittwoch, 8. April 2015

Meine tolle Scheidung

© Andreas J Etter
(Oldenburg) ko.produkt, die Theatergruppe mit Marga Koop und Alexander Goretzki im Theater Wrede+, spielt am 17. und 18. April „Meine tolle Scheidung“ von Geraldine Aron. Beginn ist jeweils 20:00.

Ehe ade, Scheidung tut weh. Angela Kennedy Lipsky erfährt, dass ihr Ehemann Max sie wegen eines deutlich jüngeren Models verlassen will. Nach der ersten Begeisterung über die ungewollt gewonnene Freiheit folgt sehr schnell Ernüchterung. Blind Dates, nächtliche Gespräche mit der Telefonseelsorge und die Selbsthilfe aus dem Sexshop sind kein Ersatz für das Leben zu zweit. Zum Glück gibt es für Angela ein Happy End.  www.theaterwrede.de

Samstag, 4. April 2015

Anne & Sophie im Schnürschuh HB

© by Schnürschuh Theater HB
(Bremen) Das Schnürschuh Theater bringt in einem Zusammenschnitt einzelner Ereignisse im Naziregime die Geschichte für junges Publikum auf die Bühne. In der Regie von Kurt Wobbe entstand die Geschichte über Flucht und Widerstand.

In diesem Stück verschmelzen die verschiedenen Ereignisse in einer Art Collage und ergeben so ein neues interessantes Gesamtbild von Flucht und Widerstand im Nationalsozialismus am Beispiel von Anne Frank und Sophie Scholl (gespielt von Jana Köckeritz). Zwei junge Frauen, die wie keine anderen in die Unrechtsgeschichte des Dritten Reiches eingegangen sind. Gezeigt wird das Zusammenleben von Anne Frank mit ihrem Vater Otto im Versteck in Amsterdam sowie Szenen mit den Verhören und Auseinandersetzungen zwischen Sophie Scholl und dem Gestapo-Kommissar Robert Mohr (gespielt von Claus Franke) , der drei Tage die Verhöre an Sophie Scholl vor ihrer Hinrichtung vornahm.
Zur gleichen Zeit, als Goebbels seine Rede vom „totalen Krieg“ hielt und die Geschwister Scholl verhaftet wurden, schrieb Anne Frank am 10. März 1943 in ihr Tagebuch: „Ich hatte meine Angst vor Schießereien und Flugzeugen noch nicht abgelegt und liege fast jede Nacht bei Vater im Bett, um Trost zu suchen. Das ist vielleicht sehr kindisch, aber du müsstest das mal mitmachen! Man kann sein eigenes Wort nicht verstehen, so donnern die Kanonen.“


Premiere ist am Do. 23.04.15 um 20.00 Uhr. Weitere Vorstellungen sind am 26.04.15 um 19.00 Uhr so wie 27.04.,  28.04. und 29.04. jeweils um 10.00 Uhr.

Freitag, 3. April 2015

Hauptsache frei Theaterfestival HH

Willi Tell - Die Axt von Altona © Marcus Renner
(Hamburg) Mit „Hauptsache frei“ im April tritt das Festival der Darstellenden Künst Hamburgs erstmals in Erscheinung. Es wird getragen vom Bündnis für Festivals der freien Tanz- und Theaterschaffenden Hamburgs e.V.. Das ist ein Zusammenschluss von. Arbeitskreis Hamburger Puppen- und Figurentheater (ahap), Dachverband Freier Darstellender Künste Hamburg (DFT), Kitsz e.V., Lichthof Theater, Monsun Theater, Sprechwerk und dem Verband für aktuelle Musik (vamh).

Mit geballter Energie fällt die Freie Szene Hamburgs vom 15.-18. April 2015 kurz aber heftig in vier Spielstätten ein. Sie macht sich geheimnisvolle Orte zu eigen und beweist, dass fern der renommierten Häuser künstlerische, ästhetische und inhaltliche Alternativen gelebt werden. Mit diesen Alternativen befeuern die Freien Theater gesellschaftspolitische Diskurse und visionäre Kontroversen über das Schaffen im Bereich der Darstellenden Künste.


Die Spielstätten des ersten Festivals „Hauptsache Frei“ sind am Eröffnungstag dem  15.04. K3 | Tanzplan Hamburg, am 17.04. das Monsun Theater und am 18.04. das Sprechwerk. Das Programm am 16.04. findet im Lichthof Theater statt: 15:30 und 17:00 Klang - Schau … Du von Stimme X, ab 17:00 KBB / Künstlerisches Bedarfsbüro von Harder&Schultz, 19:00 Willi Tell - Die Axt von Altona von Die Azubis und um 19:30 Chronic Hiccup von Ann-Kathrin Quednau.

Donnerstag, 2. April 2015

„Arbeiten gehen“ für Kinder ab 8

(Hamburg) Stöhnstöhn, Grübelgrübel, Schwitzschwitz: Klimperklimper. So heißt es im Lichthof  Theater wenn Traummaschine Inc. die Bühne betritt.  Was ist der Wert von Arbeit? Ist etwas viel wert, wenn es besonders wenig Spaß macht? Oder wenn ich es besonders gut kann? Bin ich viel wert, wenn ich viel arbeite? Das sind die Fragen in diesem Theaterstück für Kinder an acht Jahren, das als inklusives Theater unter anderem von Aktion Mensch gefördert wurde.
Zum Inhalt: Igor soll einen Schulaufsatz über die Arbeit seines Vaters schreiben. Dieser ist Busfahrer und nimmt Igor kurzerhand mit auf eine Tour durch einen wahrhaft abgefahrenen Berufsverkehr. Dabei lenrt Igor seltsame Wesen kennen und mit ihnen unterschiedliche Konzepte von Arbeit: Meerschweinchen treiben unbezahlt den Bus an, weil sie zu wenig Energie haben. Ein Haushaltsroboter steckt in einer Schaffenskrise. Ein Berufsberater beißt sich die Zähne aus an einem harten Fall. Plötzlich gerät der Bus in einen Stau, weil die Brieftauben mit einem Sitzstreik die Innenstadt blockieren. Igors Vater dreht beinahe durch: den Fahrplan einzuhalten ist oberstes Arbeitsgebot. Die kleine Gesellschaft im Bus muss einen gemeinsamen Weg finden wie die Fahrt weitergeht.
TRAUMMASCHINE Inc. ist eine Gruppe von Künstlern aus den Bereichen Theater, Musik, bildender Kunst und Film. MEINE DAMEN UND HERREN sind Bestandteil des inklusiven Netzwerks „barner 16“ von Künstlern mit und ohne Handicap. Gemeinsam stellen sie die Frage: Brauche ich die Arbeit oder braucht die Arbeit mich?

Die Uraufführung ist am Donnerstag, 9. April, 10:00 Uhr. Weitere Vorstellungen sind Fr, 10.04., (10:00 Uhr) / Sa, 11.04. (11:00 & 15:00 Uhr) / So, 12.04. (11:00 & 15:00 Uhr), Mo, 13.04. (10:00 Uhr) Lichthof Theater, Bahrenfelder Chaussee 14, 22761 HH  Weitere Infos

Mittwoch, 1. April 2015


Fatih Akins «Gegen die Wand» Premiere 1. April

Zumpe, Möckel, Schlaghecke, hinten Sabel © Sandelmann
(Bremerhaven) Fatih Akins kompromissloser Film «Gegen die Wand» aus dem Jahr 2004 über zwei Deutschtürken und ihre hoffnungslose Suche nach Identität ist eine Geschichte über die selbstzerstörerische und gleichzeitig zärtliche Liebe zwischen zwei Menschen über Ländergrenzen und Kulturen hinweg. Heute um 19.30 Uhr feiert die Theaterfassung von «Gegen die Wand» im Kleinen Haus des Stadttheater Bremerhaven Premiere. Regie führt Paul-Georg Dittrich, der sich damit zum ersten Mal dem Bremerhavener Publikum präsentiert.
Er hat das Leben satt und rast mit seinem Auto gegen die Wand. Sie hat die Enge ihres strengen türkischen Elternhauses satt und schneidet sich die Pulsadern auf. Beide werden gerettet. Und noch im Krankenhaus bittet die junge Frau den fremden Alkoholiker um eine Scheinehe. Und die gemeinsame Geschichte von Sibel und Cahit beginnt. Nach der Hochzeit beobachtet Cahit erst gleichgültig die unzähligen Affären, den Lebens- und Liebeshunger seiner Ehefrau – bis er sich in Sibel verliebt und im Affekt einen ihrer Exgeliebten erschlägt. Und erst als er hinter Gittern sitzt, erkennt Sibel auch ihre Liebe zu ihm. Sie verspricht, zu warten, doch als er aus dem Gefängnis kommt, ist sie weg. Und erst in Istanbul findet er sie wieder und hofft doch noch auf ein gemeinsames Leben.

Der Regisseur Paul-Georg Dittrich, geboren 1983, absolvierte sein Regie- Studium an der Theaterakademie Hamburg. Er inszenierte u.a. am schauspielfrankfurt, am Theater Heidelberg, am Schauspielhaus Wien, am Maxim Gorki Theater Berlin, auf Kampnagel Hamburg, an den Sophiensaelen Berlin, am Theater Kiel und an der Neuköllner Oper Berlin. Zugleich arbeitet er als Videokünstler. Im Fokus von Dittrichs Arbeiten steht neben dem poetischen Geschichten erzählen und der phantasievollen Einbeziehung von audio-visuellen Medien, immer auch die künstlerische Suche nach einer zeitgenössischen Vernetzung zwischen Musik- und Sprechtheater. Bei «Gegen die Wand» arbeitet Dittrich zusammen mit dem Bremerhavener Musiker Gökdan Yüksek, besser bekannt als Rapper Crak. Er schreibt eigens Stücke für «Gegen die Wand», spielt aber auch live auf der Bühne die Saz, ein traditionelles Saiteninstrument, das so typisch für den Klang türkischer Musik ist.