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Donnerstag, 16. April 2015

Flausen - Young Artists in Residence

(Oldenburg) Flausen, das ist ein Förderprogramm der Forschung für die Bühnenkunst.  Weiterbildung ist in allen Bereichen der Wirtschaft der Normalzustand. In den Wissenschaften wird immer Forschung betrieben, um mit neuen Erkenntnissen und größerem Sachverstand die physische Welt zu erklären, nicht zuletzt um innovative Produkte zu erzeugen, die unser aller Leben betreffen. Seltsamerweise ist diese Art der Qualifizierung im Freien Theater keine Selbstverständlichkeit. Das Theater Wrede+ in Oldenburg hat ein Programm aufgestellt, dass vom Ministerium für Wissenschaft und Kultur Niedersachsen, der Stiftung Niedersachsen, der Stadt Oldenburg und der NORD/LB Kulturstiftung gefördert wird, und den Titel trägt: flausen+ young artists in residence. Mit diesem Programm wird es jungen Theatermachern ermöglicht kreative Forschung zu betreiben um ihren Stil zu finden, kreative Fragen zu stellen und zu ergründen, oder auch neue Theaterformen zu entwickeln. Das Programm bietet den Raum damit sich junge Künstler mit ihren „Flausen“ ernsthaft beschäftigen können.

Für dieses Jahr hatten sich 160 Gruppen beworben, von denen vier ausgewählt wurden. Das Theater Wrede+ stellt den Raum für vier Wochen zur Verfügung sowie grundlegende Requisiten und die Unterkunft für diese Zeit. Ausserdem werden die jeweiligen Gruppen im Forschungsprozess von erfahrenen Theaterleuten betreut die mit Kritik, Impulsen und Dialog zur Seite stehen. Nach vier Wochen zeigen die Gruppen dann einen Zustand, der keineswegs etwas Fertiges sein muss. Denn vor allem die Möglichkeit des Scheiterns soll ihnen die Freiheit geben etwas zu wagen ohne Druck auf ein verwertbares Ergebnis; eine wichtige Voraussetzung für jede ernstzunehmende Forschung.

Am Dienstag war das Making of von flausen #14 zu sehen. Unter dem Arbeitstitel: Wir rufen dich Galaktika, oder: Endlich ist die Hoffnung tot, gaben André Lewski, Lee Meir, Julia Katzer und Ulrich Weller einen Einblick in ihre Arbeit. Dem Initiator dieser Gruppe, der gebürtige Oldenburger André Lewski, beschäftigte die Frage ob sich Konsum und Entertainment in immer gleicher Weise fortschreiben und wie damit umzugehen sei? Soll man die Sehnsucht nach etwas besserem begraben, oder nach Möglichkeiten suchen es anders zu machen. Wenn die Hoffnung zuletzt stirbt, wäre es dann nicht besser sie endlich zu begraben um ein Tor zu öffnen für etwas neues, jenseits von Wirtschaftskrisen, drohenden Weltkriegen und Fremdenhass?

Über verschiedene Formen und theatrale Arbeitsansätze näherten sie sich mit Sprache, Objekten und Improvisationen ihrer Aufgabe. Nach intensiver Beschäftigung bildeten sich stimmige Momente mit denen sie konkret weiter arbeiteten. Der Versuch mit Text zu arbeiten führte dazu das die konkrete Logik übermächtig wurde und zu wenig Möglichkeiten eröffnete. In langen Improvisationen näherten sie sich einer körperlichen Überforderung an, um auf andre Erlebnisebenen zu kommen. „Wir arbeiteten mit allen Sinnen.“ so die Tänzerin Lee Meir.

Nach zwei Wochen intensiver Arbeit sind sie dann auf die Straße gegangen und haben Leute interviewt. Die Antworten waren oberflächlich, unreflektiert und stereotyp. Eine qualifizierte Antwort konnten sie nicht bekommen. Die Leute sind in ihrer kleinen Welt beschäftigt, und betrachten gesellschaftliche Veränderung aus ihrer klein fokussierten Perspektive. Also gingen Sie zurück auf die Bühne und improvisierten die Antworten in überspitzter Form. Das führte wieder zu anderen Improvisationen.


Während des Abends konnten die Zuschauer Fragen stellen um einen tieferen Einblick in Arbeitsweise und Erfahrungen der Gruppe und ihre Forschung zu bekommen. Neben einigen sehr interessierten Besuchern waren auch Winfried Wrede vom Theater Wrede+ und Veit Sprenger von Beat Le Mot, Berlin als Mentoren des Projektes anwesend. Es entstand eine rege Gesprächsrunde, bei der die Künstler einiges wertvolles Feedback erhielten. Die zwei Stunden dauernde Präsentation verging wie im Flug. Natürlich sind für eine derartige Arbeit vier Wochen viel zu kurz. Dennoch zeigen sich André Lewski, Lee Meir, Julia Katzer und Ulrich Weller sehr zufrieden und glücklich diese Chance der Forschung bekommen zu haben. Flausen zeigt einmal mehr wie wichtig es ist auf professionellem Wege innovative Grundlagenforschung auch im Freien Theater zu fördern. INFOS zu FLAUSEN

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