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Sonntag, 13. Mai 2018

Jung und schön bis in den Tod

Theresa Rose und Simon Elias © Marianne Menke
(Bremen) Am Mittwoch Abend, einen Tag vor Vatertag, einer Zeit mit bestem Wetter für Strassenkaffees, war das Theater am Leibnizplatz fast ausverkauft zur Premiere von „Das Bildnis des Dorian Gray“ in einer Bearbeitung von John von Düffel. Die Geschichte um den Schönling dem das eigene gemalte Portrait zwar altert, er selbst aber nicht, dünkt wie ein Fluch dieses Jahrhunderts permanenter Selbstdarstellung, dem Zeitalter von der Optimierung des eigenen Erscheinungsbildes, von Photoshop und Schönheitschirurgie. Die Textbearbeitung, auch wenn sie dicht am Roman bleibt gibt viele Denkanstösse über die Liebe, das geliebt werden, was man dafür bereit ist zu tun und vor allem welche Grenzen man bereit ist dafür zu überschreiten.

Ich bin sicher, jeder der den Roman von Oscar Wilde gelesen hat kennt auch jemanden der darüber eingeschlafen ist. Die Fülle der Bezugnahme auf Sekundärliteratur, Zeitströmungen, Moden, philosophische Modelle, etc. ist für heutige Lesegewohnheiten eine echte Herausforderung. Das ist keine Literaturkritik, sondern viel mehr der Grund für die Anerkennung einer gelungenen Regie von Julia Redder, die mit dieser Inszenierung ihr Debüt gab. Literatur(ver)inszenierungen sind ja oft sehr text- und somit auch kopflastig. Hier nicht! Und das vor allem weil nicht mit viel Action ein temporeicher Gegenpol geschaffen wurde, sondern auf´s Wesentliche reduziert die Handlung voran getrieben wird. Die Ausstattung von Rike Schimitschek, die hier ebenfalls ihr Debüt gab, sehr einfallsreich, ausladend und gut durchgestylt schafft einen ausgewogenen Fokus neben der spartanischen Bühne und dem zarten in kaum wahrnehmbaren Pastelltönen gesetztem Licht, mit denen die jeweiligen Stimmungen kunstvoll unterstützt werden. Ein sehr gelungenes Ganzes für die anregende Leichtigkeit des Spiels mit oft tiefgründig witzigen dramaturgischen Formen. Die fünf Charaktere sind mit wenig zu klaren Kunstfiguren gestaltet und von dem Ensemble lebhaft in Szene gesetzt. Besonders hervorzuheben ist hier Simon Elias der mit sparsamen Spiel die innere Wandlung des Gray vollzog. 


Die nächsten Vorstellungen sind am 24. Mai, 14. Juni jeweils um 19:30.