Inh. Friedo Stucke, Kastanienbogen 8 in 21776 Wanna  eigene.werte@t-online.de

Mittwoch, 8. Januar 2014

Pisa war gestern


(Wanna) Die Notwendigkeit für eine grundlegende Reform der Bildung quillt aus allen Nähten. Die Ergebnisse von Pisa, egal was sie darstellen, kratzen nicht einmal an der Oberfläche dessen was geändert werden muss. Oder wir ziehen weiter eine Horde folgsamer Trottel heran, die nicht widerspricht und Funktionen ausführt um wirtschaftlich zu ticken. Man muss es schon so krass darstellen, um die Bedeutung in etwa zu ermessen die dieses Buch für die humane Entwicklung unserer Gesellschaft hat. Der Titel des Buches klingt wie blanker Hohn: „Jedes Kind ist hoch begabt“. Und im Untertitel steht dann auch schon wie wir diese Chance vertun: „Die angeborenen Talente unserer Kinder und was wir aus ihnen machen“. Wer ist qualifiziert über dieses Thema zu schreiben weil er über Wissen und Erfahrung verfügt oder Zugang zu diesen Gegenstand der Forschung hat? Gerald Hüther ist Professor für Neurobiologie an der Psychatrischen Klinik der Universität Göttingen. Neben anderen Titeln die er bereits geschrieben hat seien genannt: Bedienungsanleitung für ein menschliches Gehirn und vor allem: Die Macht der inneren Bilder - Wie Visionen das Gehirn, den Menschen und die Welt verändern. Er hat in den letzten Jahren bedeutende Beiträge zum Verständnis darüber beigetragen, wie unser Gehirn arbeitet. Uli Hauser ist der Co-Autor bei dem aktuellen Buch. Er wuchs in einer kinderreichen Familie auf, hat praktische Erfahrung in der Kinder- und Jugendarbeit. Er schrieb mehrere Bücher, z.B. Eltern brauchen Grenzen. Hauser wurde mit dem Theodor-Wolff-Preis ausgezeichnet und ist seit über 20 Jahren Reporter beim „stern“.

Das die Bildung reformiert werden muss ist schon lange bekannt. Es mangelt auch nicht an guten Vorschlägen. Nur scheint hier der Satz von Einstein zuzutreffen: Es ist leichter ein Atom zu spalten als eine Meinung zu ändern. Und die Meinung der Pädagogen und Bildungssystembewahrer ist noch unerschüttert. Sie drehen an den Stellschrauben um vielleicht bessere Pisa-Ergebnisse zu erheischen. Bei der Lektüre dieses Buches macht sich eine unbändige Empörung breit. Was gibt es wertvolleres als die nachfolgende Generation. Und genau dieses Generation wird der Unselbständigkeit, der Gestaltungsunfähigkeit, dem Misstrauen gegenüber sich und den Mitmenschen ausgeliefert. 

Zuerst schildern die Autoren: Welche Begabungen unsere Kinder mit auf die Welt bringen. Talente wie Liebe, Zuneigung, Offenheit, Gestaltungslust, Vertrauen, Beharrlichkeit und Mitgefühl - Eigenschaften über die kaum noch ein Erwachsener verfügt, oder bereit wäre sie sich einzugestehen. Im nächsten Kapitel schildern sie: Wie Kinder ihre Talente entwickeln können. Hier geben Hüther und Hauser Einblick wie Eltern: richtig unterstützen statt falsch fördern können. Ein Kapitel weiter Unter der Überschrift: Leider oft verschenkt - kommt dann der Kritik was in der Erziehung und Bildung vertan wird: Was wir aus den Begabungen unserer Kinder machen. Auf der letzten Seite sind Internet-Adressen aufgeführt von Schulen und Institutionen die den Wandel einer neuen Lernkultur begonnen haben und fördern.

Es handelt sich bei diesem Buch nicht um ein Lösungsheft mit Tipps und Tricks für eine bessere Welt. Die Problematik ist viel zu tiefgreifend um sie in absehbarere Zeit zu wandeln. Das Buch ist eine sehr wichtige Position in welche Richtung die Diskussion überhaupt gehen sollte. In den letzten 30 Jahren sind so gravierende Veränderungen in der Gesellschaft passiert die das Verhalten der Menschen untereinander irritiert. Heute kann niemand mit Bestimmtheit sagen wie wir uns kulturell ideal verhalten sollten. Dieses Buch zeigt allerdings auch, dass wir schon viel mehr wissen über unsere Möglichkeiten und sie nicht nutzen. Wir sind noch zu sehr in den alten Gewohnheiten gefangen. Es ist ein Buch für kreative Gesellschaftsgestalter - für Menschen mit Mut.

Erschienen ist das Buch bei Albrecht Knaus Verlag München 2012. Gerald Hüther, Uli Hauser - Jedes Kind ist hoch begabt - Die angeborenen Talente unserer Kinder und was wir aus ihnen machen. ISBN 978-3-8135-0448-4 

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen