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Sonntag, 19. April 2015

Hauptsache Frei #1 - Freie Theater Szene HH

Hartmut Fiegen, Andrea zum Felde und Thomas Esser (Plan B)
(Hamburg) In der vergangenen Woche fand das erste Festival der Darstellenden Künste Hamburgs „Hauptsache Frei #1“ statt. Von Mittwoch bis Samstag wurde eine Fülle von unterschiedlichen Veranstaltungen in den vier Theater, K3 | Tanzplan Hamburg, Lichthof Theater, Monsun Theater und im Sprechwerk angeboten. Nach einer ersten Einschätzung von Ulrike Steffel aus dem Leitungsteam, wurden die Erwartungen der Besucherzahlen sogar übertroffen. Mit einem gesamten Förderbetrag in Höhe von 180.000,00€ für drei Jahre ist das Budget zwar nicht besonders üppig, jedoch mit viel Einsatz und kreativen Ideen ist ein bemerkenswert intensives und abwechslungsreiches Programm entstanden. Das hohe Engagement wird getragen vom Bündnis für Festivals der freien Tanz- und Theaterschaffenden Hamburgs e.V..

Neben den elf Gruppen die mit Inszenierungen für den Wettbewerb um drei Preise angetreten sind, gab es noch die Bereiche Workshops, Beratung, Diskurse, Freiraum und diverse Extras. Die freie Theater Szene ist aktiv in vielen Sparten: Sprechtheater, Tanz, Performance und die vielen neu entstehenden Kategorien. So zeigt das KBB (Künstlerisches Bedarfs Büro) den künstlerischen Umgang mit all den verwaltungs- und organisatorischen Arbeiten die geschätzte 70% der gesamten Schaffenszeit in Anspruch nehmen. Es entstehen aber auch immer wieder neue Formen die noch keine Kategorie haben. So z.B. cobradogs.cobra die auf einem öffentlichen Platz an der Alster den ersten HHT (Hamburger-Hunde-Tag) zur Performance brachten. Für diesen innovativen Beitrag mit Inhalten wie den Schinken-Mann oder Hundehypnose, Hunde-Fotostudio, Streicheldeinenhundsolangedukannst-Wettbewerb, wurde der Gruppe der Nachwuchspreis verliehen. Ältere Formate, wie die sog. Hildesheimer Schule, war vertreten durch Theater Plan B. Sie zelebrierten aus Anlass des 20 jährigen Bestehens eine Verfallsstudie, und erklärten ihre Theater/Schauspielkörper zu Gammelfleisch. Eine sarkastisch, ironische Selbstanalyse in der gewohnten Weise, bei der sie Fakten sammeln und diese künstlerisch aufbereiten um sie dann in einer schauspielerisch- dokumentarischen Performance aufzuführen. Ein Augenzwinkern auf den Innovationszwang um förderungswürdig zu bleiben war nicht zu übersehen. Man konnte zu der Überlegung kommen, ob die Akteure der freien Theater Szene überhaupt alt und erfahren werden dürfen. Eine Thematik die nach 25 Jahren Freiem Theater schon sehr bald deutlicher zur Sprache kommen wird.

Nach jeder Vorstellung konnten die Zuschauer auf einem Stimmzettel eine Bewertung von 1 bis 5 abgeben. Die Stimmen wurden ausgezählt unter Berücksichtigung der möglichen Zuschauerzahlen, und so wurde ein Publikumspreis ermittelt. Der ging in diesem ersten Jahr an die Kompanie Meyer&Kowski mit der Inszenierung „Nirvana sehen“ in der Regie von Marc von Henning mit Ute Hannig. In dem Stück, das in einem Schulungssaal des Uni.-Klinikums Eppendorf gezeigt wurde, ging es um zwei medizinische Erlebnisse die zu einer Nirvana-Erfahrung führten.

Der Jurypreis ging an das Performance Duett Helen Schröder und Ekaterina Statkus. Sie griffen die Notwendigkeit auf, Referenzschreiben zu organisieren um eine Empfehlung für die Teilnahme an Competitions zu bekommen. Der Preis wurde nach folgenden Gesichtspunkten verliehen: 1. Hohe professionelle oder künstlerische Umsetzung, 2 konzeptionelle-dramaturgische Kohärenz, 3. innovative Ästhetik/Form, 4. gesellschaftliche Relevanz der Thematik, 5. individuelle künstlerische Handschrift und zuletzt Unterhaltungswert. Die beiden Künstlerinnen zeichneten sich durch einen trockenen Humor aus, der in Verbindung mit ihren überraschenden Pointen zu einem hochintelligenten Erlebnis transzendierte. Nach diesem gelungenen Auftakt der Festivalreihe darf man gespannt sein wie sich Hauptsache Frei #2 im kommenden Jahr fortsetzt.  Hauptsache Frei Hamburg

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