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Dienstag, 21. April 2015

Machtspiele - brandneue, unerhörte und ungehörte Theaterstücke

Andreas Schnell + Helge Tramsen
(Bremen) So viel steht Mal fest; wenn StückWerk Bremen zeitgenössische Literatur vorstellt gibt es einen sehenswerten Theaterabend. Am Montag gab es die rumänischen Autoren, Gianina Carbunaria von der das Stück „Spargel“ vorgetragen wurde, und von Elise Wilk „Zimmer 701“. Die Herausgeberin Irina Wolf vom Verlag Theater der Zeit sprach einige einleitende Worte.

Ein Spargelstecher in England schiebt durch den Supermarkt und trifft auf den verarmten Pensionär der auf abgelaufene Ware spekuliert. In leidenschaftlicher gegenseitiger Abneigung monologisieren sie, in Vorurteile schwelgend, über den jeweils anderen. Ganz beiläufig kommen die sozialkritischen Bemerkungen zum Vorschein wenn die Monologe ineinander zu einem großen Ganzen verfließen. Obwohl die beiden Charaktere gegensätzliche Standpunkte vertreten, klagen sie aus der selben Quelle vermaledeiter Umstände. Während die beiden auf Preisreduzierung wegen des Verfallsdatums spekulieren, werden sie von einer Horde polnischer Gastarbeiter überrannt, die ihnen die Angebote vor der Nase weg schnappen.

Ulrike Knospe + Angela Weinzierl
Im Hotelzimmer 701 sieht man zwei unabhängige Szenen. Einmal kommt da die ältere Chefin mit der jungen Angestellten. Die Ältere ist deutlich angetrunken, und versucht - nicht ungeübt - eine intime Annäherung bei der untergebenen Kollegin. Als diese sich schockiert zeigt und die Avancen strickt von sich weist, gerät die Ältere in Erklärungsnot und versucht sich mit einem Geflecht aus Lügen von Scham und Versagungsängsten aus der Affäre zu ziehen. Mit jedem Satz tun sich neue Abgründe zwischen den beiden Frauen auf die von Ulrike Knospe und Angela Weinzierl mit Verve zum Besten gegeben wurden.

In der zweiten Szene im gleichen Hotelzimmer wird es noch einmal skurill. Andreas Schnell, als verlassener Ehemann, hat sich einen Striper aufs Zimmer bestellt, um sich zu „informieren“ wie man sich richtig die Klamotten vom Leibe streift. Damit hatte der Striper, Helge Tramsen, nicht gerechnet, und es wird ihm unwohl zu Mute. Will der gehörnte Ehemann wirklich nur die Technik des Striptease erfahren um seine Frau damit zu überraschen und zurück gewinnen, oder verbirgt sich noch etwas anderes hinter diesem Wunsch? Hotelzimmer bringen immer eine Atmosphäre von Einsamkeit und Trostlosigkeit mit sich. Auf höchst amüsante Weise und mit mutigem Körpereinsatz wurde dieses Flair der Hotelzimmer Gestalten von den Darstellern gezeigt. 


Das kleine klubartige Theaterformat ist eine niveauvolle Einrichtung die in Bremen gefehlt hat. Seit einigen Monaten schon, immer an einem Montag im Falstaff, zeigt StückWerk Bremen einen Einblick in zeitgenössische Literatur. Ein schon fast haptischer Einstieg in aktuelle Texte, die mit Witz und Spielfreude für kurze Momente zwischen den Buchdeckeln heraus gehoben werden. Weitere Termine findet man hier

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