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Samstag, 23. Mai 2015

friendly fire erforscht Zooropa

(Oldenburg) Alle Bereiche unseres Lebens sind bestimmt von wirtschaftlichen Interessen. Von Tourismusforschung die unsere Freizeit bestimmt bis zum social freezing mit der unsere Planung von Karriere und Fortpflanzung reguliert wird. Seltsam, dass es einen Bereich gibt der eine so geringe Aufmerksamkeit in der Forschung genießt wie die Kreativität auf der Bühne. Diesem Missstand stellt das Theater wrede+ in Oldenburg seit fünf Jahren ein Programm entgegen: flausen+ young artists in residence. Dreimal im Jahr können junge Theater Ensembles für einen Zeitraum von vier Wochen im Theater wrede+  forschen. Forschen bedeutet dabei Wege zu beschreiten die nicht unmittelbar zu einem wirtschaftlichem Erfolg führen müssen. Dieser Freiraum ist so bitter nötig im Theater, wo seit einigen Jahren der Rotstift über jede Inszenierung wie ein Damoklesschwert baumelt. Egal ob es die Freien Theater oder die Staatstheater sind, es sind, von wenigen Ausnahmen einmal abgesehen, immer die ökonomischen Zwänge die die künstlerischen bestimmen. Da stellt sich die Frage wie sich die Kultur in einem Land wie der BRD entwickelt, entwickeln sollte, und sich bereits entwickelt hat!?

Am Dienstag war im Theater wrede+ in der Klävemannstraße 16 das 15. making of von flausen+. Die internationale Gruppe friendly fire aus Leipzig mit Melanie Albrecht, Helena Wölfel, Isabel Soares und Michael Wehren. stellten mit dem Titel „Zooropa - Safari Park Oldenburg Jetzt!“ ihre Forschung vor. Die Gruppe hatte sich intensiv mit der Zooarchitektur beschäftigt, mit dem Leben der Tiere und wie die Menschen den Lebensraum Zoo betreiben und besuchen. In dem making of wurde das Publikum mit einem Wechsel der eigenen Blickrichtung konfrontiert. Angenommen der Mensch würde mit den Augen von Tieren auf DAS MENSCH schauen der sich in seinem „nachgestaltetem“ Lebensraum bewegt, z.B. der Stadt in der erlebt. Oldenburg ein Zoo für DAS MENSCH. Bei der Performance die im Theater begann wurden die Zuschauer auf den zoologischen Lebensraum mit einem Video, Textprojektionen, Tierstimmenkullisse bei Dunkelheit und einem zoologischen Regelwerk eingestimmt. Anschließend führten die Akteure das Publikum in zwei Gruppen in den natürlichen Lebensraum von DAS MENSCH. Eine Gruppe machte einen walk über den Bahnhof, die andere zu einer Brache hinter dem Cinemaxx. Bei diesen walks, die wie eine Führung durch einen fremden Lebensraum angelegt waren, erreichten die Beteiligten eine neue reflektierende Sicht - auf den Zoo den sie täglich durchschreiten. Anschließend wurden die Gruppen wieder zusammengeführt zu einem austauschenden Gespräch. 

In dem Austausch erzählten die Zuschauer ihre Eindrücke und weiterführenden Gedanken. Die Akteure von friendly fire konnten noch ergänzend über ihre Arbeit sprechen und Einblick in Hintergründe öffnen. Da es eine Arbeit im Prozess ist konnten auch weitere Fragen angesprochen werden, die die weitere Arbeit von friendly fire begleiten wird. Offensichtlich besteht ein Interesse sich in dieser Form auch öffentlich mit Fragen des Theaters zu beschäftigen. In einer sachlichen und beflügelnden Gesprächsrunde, die in englisch und deutsch verlief, zeigte sich eine intensive Beteiligung. Man darf auf das nächste making of im Theater wrede+ sehr gespannt sein. flausen

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