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Sonntag, 24. Mai 2015

Geschichte einer Tigerin - Lichthof Theater HH

@ Philipp Hamedl
(Hamburg) Angenommen, Theater sei der Ort an dem Geschichten erzählt werden, die mehr benennen, hintergründiger ausloten und eine universellere Relevanz haben als das auslösende Erlebnis, und angenommen, eine solche Darbietung könnte die Zuschauer/Zuhörer auf eine Weise erreichen, dass sie mit Freude partizipieren an dem was ihnen geboten wird, dann hat Nanzikambe Arts / Theater Konstanz dieses Ziel mit The Story of a Tiger voll und ganz erreicht.

Nur ein Mann kommt auf die Bühne. Einziges Requisit ist ein aus Pappmaché geformter Fels, ein Element, das den leergefegten Bühnenraum in eine potentielle Wildnis verwandelt. Mbene Mbunga Mwambene schöpft nun aus einem reichen Repertoire darstellerischen Fähigkeiten. Er spricht auf ganz persönliche, fast private, Art zu und mit dem Publikum. Es dauert nicht lang, bis er hat es geschafft hat den norddeutsch reservierten Menschenschlag aus der Reserve zu locken. Er trägt mit knappen in englischer Sprache gefassten Worten die Geschichte vor. Wie er als Opfer mit einer Schusswunde von einer Demonstration verletzt in den Dschungel flieht und in einer Höhle unterschlüpft. Dort von einer Tigerin mit deren Nachwuchs geheilt wird und Freundschaft schließt, und schließlich diese Freundschaft sich in der Zivilisation fortsetzt und auswirkt. Jeder der ein paar Brocken Englisch versteht kann dieser Geschichte verfolgen. Den Mbene Mbunga Mwambene verbindet seine eindeutige Körpersprache mit dem gesprochenem Wort, er kommuniziert mit allen Sinnen. Die darüber hinaus gehende Komik in der Geschichte ist nicht nur durch die gekonnte Darstellung begründet; Das Stück „The Story of a Tiger“ ist die englische Version nach Dario Fo - Geschichte einer Tigerin.

In dem 75 Minuten dauerndem Spiel gibt es nur wenige Lichtwechsel und nicht eine einzige Toneinspielung. Dennoch verfolgten die Zuschauer mit großer Spannung jede Einzelheit von Tragik, Komik, Intimität, Angst, Staatsterror, Wut und Hoffnung. Von Lachsalven bis zu betroffenem zuhören erreichte Mbene Mbunga Mwambene jede Nuance. Ob er mit seiner Stimme einen Russischen Bauern nachahmte oder einen italienischen Tenor, ob Pantomime, Modern Dance oder Persiflage von Popsongs - er spielt reduziert auf das Wesentliche in einer klaren Bildsprache. Dieser Abend gehört zu den wenigen Erlebnissen im Theater, die man wie einen Schatz ein Leben lang mit sich trägt und davon zerrt.


Die nächsten Vorstellungen sind am Di. 26. Mai um 15:00 Honigfabrik, Industriestr. 125-131, in Hamburg, Fr. 29. Mai um 19:30 Jahrmarktstheater, Bostelwiebeck 24 in Altenmedingen, und am Sa. 30. Mai um 20:00 theaterSchlachthof, Findorffstr. 51 in Bremen.

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