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Freitag, 28. Juli 2017

Tags, Graffitis, Adbuster und vieles mehr

© by Kunsthalle Wilhelmshaven
(Wilhelmshaven) Farben- und Ideenvielfalt ist das erste was einem in den Sinn kommt, wenn man die Arbeiten der Ausstellung ungeniert/engagiert in der Kunsthalle Wilhelmshaven sieht. Gezeigt wird bis zum 24. Sept. 2017 die sogenannte Street Art. Beteiligt sind 16 Künstler und Künstlergruppen aus verschiedenen Teilen der Welt. Man findet bekannte Urgesteine sowie jüngere Akteure, es gibt die studierten Künstler mit unterschiedlichen Abschlüssen und Autodidakten, es gibt die real anwesenden Künstler und es gibt Anonyme. Was sie vereint ist eine subkulturelle Aktivität, in der sie sich engagiert und kritisch auf künstlerischem Wege mit den Themen ihrer Zeit und Umgebung beschäftigen. Eine Kunst die jenseits vom etablierten Kunstmarkt zu finden ist, ihm aber nichts an Wert und Talent nachsteht.

Eine Woche vor Ausstellungsbeginn reisten die Künstler an und bearbeiteten die Räume der Kunsthalle. Die Wände - ja die gesamte Architektur der Kunsthalle - bietet sich dafür sehr gut an. Im Kernpunkt der Halle steht eine Sichtbeton Stele die drei Ebenen miteinander verbindet. Die Wände sind meist aus Ziegelsteinen und bieten somit die Bedingungen als wäre es ein öffentlicher Platz. Nur dieser Raum ist eben überdacht und nicht dem Wetter ausgesetzt. Lediglich zwei Arbeiten sind aus Berlin herangeschafft worden. Alle anderen Werke sind in der Kunsthalle original entstanden. Zum größten Teil sind diese Arbeiten auch nicht abzunehmen. Nach der Ausstellung werden sie entfernt oder Übermalt. Diese Vergänglichkeit hat Matthieu Martin sich gewählt um damit eine Dokumentation zu schaffen. Er hat die Graffitis fotografiert die von Hauseigentümern mit einer grauen Farbe übermalt wurden. Es ist ein Statement um zu zeigen, die Kunst ist da auch wenn sie nicht zu sehen ist. Als hätte sich der Versuch die Botschaft ausradieren zu wollen ins Gegenteil verkehrt. Dies ist einer der bemerkenswerten Züge der Street Art - Eigentumsanspruch. Die Vergänglichkeit durch Witterung oder Beschädigung oder Entfernung/Übermalung ist ein wesentlicher Bestandteil der Arbeiten. Die Künstler untereinander haben ihre Codes und Regeln wie und wann sie Arbeiten befreundeter Künstler übermalen. Der Erhalt der Arbeiten ist nicht das Ziel. Vielmehr ist es die kreative Äußerung die durch kein Gesetzt oder Staatsgewalt verhindert werden kann. So findet man den Schriftzug 1UP überall an Stellen die kaum zu erreichen, oder strikt verboten sind. IUP bedeutet One united Power. Man kann nicht genau sagen wie viele Sprayer ihn ausführen (es mögen mehrere Dutzend sein), denn sie sind anonym. Bei ihren Aktionen, die U-Bahn-surfen mit einschließen, machen sie manchmal kleine Filme die auch in Wilhelmshaven zu sehen sind.

Aber nicht alles wird im verbotenem Umfeld ausgeführt, oder wird zumindest doch geduldet. Da sind z.B. die kleine Figuren von Joy. Sie sind wie kleine Installationen im öffentlichem Raum zu finden und sollen einen Moment der Freude in die Herzen der Entdecker zaubern. Oder da sind Marx und Engels die überlebensgroß von einem Berliner Denkmal in Pappmache abgenommen wurden. Oder das Haus aus Pappe, mit dem das Problem der Gentrifizierung in einem Berliner Stadtteil nachgestellt wird. Detailgetreu ist da ein Mehrfamilienhaus aus Kartons aufgebaut in denen die verschiedenen Massnahmen und Schritte dargestellt werden wie ein Stadtteil sein Gesicht verliert. Politische Aussage ist oft ein zentraler Punkt in den Street Art Werken.

© by Kunsthalle Wilhelmshaven
Die Kuratorin Caro Eickhoff hat hier eine Auswahl getroffen die viele Facetten der Street Art spiegeln. Eickhoff ist selbständig tätig und veranstaltet Führungen durch Berlin um den Gästen die Kunstwerke zu zeigen die die Stadt zu bieten hat. Sie ist auch am 3. Aug. um 19:00 bei der Küstendebatte anwesend wenn Yety, Skore79 und weitere Gäste in der Kunsthalle die Frage erörtern: Ist Street Art politisch? Eine weitere Veranstaltung ist z.B. die „Secret Signs Tours“ durch Wilhelmshaven am 17. Aug. ebenfalls um 19:00 die von Skore79 geleitet wird. Wilhelmshaven zeigt in diesem Sommer noch mehr Street Art. Am 05. und 06. Aug. findet zum siebten Mal das Int. Street Art Festival statt bei dem Straßenmaler aus aller Welt in der Innenstadt zu Gast sein werden. Im Küstenmuseum findet ab 25. Aug. die Ausstellung mit dem Titel: Von der Subkultur zum Kunstobjekt - Eine Street Art-Fotodokumentation von Uwe Wohlmacher statt. Dort sind großformatige Fotografien aus einem Jahrzehnt des Journalisten zu sehen, die er in Berlin und Wilhelmshaven geschossen hat. 


Weitere Informationen zu den vielen Veranstaltungen rund um Street Art in diesem Sommer in Wilhelmshaven unter: Kunsthalle Wilhelmshaven

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